Samstag, 24. Februar 2007

Hey Schatz, kannst du mir kurz mal beim umziehen helfen? Das kneift da irgendwo.

Es ist Samstagmorgen, vielleicht halb zehn, ich sitze in einem leeren Transporter. vorn. noch dazu unausgeschlafen und träge. im kopf. in den beinen. im rest. Der rest der Republik allerdings dreht sich wahrscheinlich nochmal um oder sitzt am frühstückstisch. Nur hier und da huscht ein Schmalspurganove oder eine vermummte Türkin durchs tunnelähnliche Blickfeld. Aber manchmal muss man halt mal in den sauren Aufsteh-Apfel beissen. und das is manchmal eher ne zitrone.
Aber was tut man nicht alles für die Familie, näch?
Stimmt, und dies meist auch gerne. Gerade wenn der arme, große, schwache bruder tatkräftige Hilfe beim Umzug braucht. Klar, das kann ich eigentlich auch alleine machen. und das sogar mit links. Aber Martin, so heißt er, half dann aber doch mit. Ebenso seine Freundin Suse. Und als wir vor der leerzuräumenden Wohnung meines Bruders hielten, war ich auch erleichtert und voller Tatendrang, denn SO wollte ich meinen Bruder nicht länger als unbedingt nötig wohnen lassen. Hanau. Ein Loch. Warum dieses Loch eigentlich da ist bzw. was dort fehlt weiß ich nicht genau zu bestimmen, es fallen mir viel zu viele Gründe ein. Eine Absteige vieler Abstiege. Und : Türken. Es ist schon nahezu ein Ghetto. Ich stell mir das so vor. Deutsche ziehen aus, Türken ein. man kennt sich, gleiche Muttersprache und so. Klar, dass man gerne mit den Landsleuten in einer fremden Heimat wohnt. Das ist verständlich. Das Verhalten mancher allerdings nicht, aber auch Deutsche benehmen sich so. ähnlich. ein bisschen anders. nich mal ansatzweise so. Klar ham wir hier auch Bekloppte und natürlich auch eine Menge Proleten. aber doch nicht so viele bekloppte Proleten. Hui jetzt werd ich wieder zu Ausländerfeindlich.
Vielen Dank, dass sie mich darauf hingewiesen haben, Herr Stoiber. Was? Nein, die Ausländer können ruhig hier bleiben, die weisen wir jetzt nicht aus, gehen sie mal schön zur Schwester, ja? die hat ihre Pillen und bring sie dann schön in die Heia. und wehe sie büxen uns noch mal aus, ede, sie Schlawiner.
Aber in Hanau sind viele Türken unterwegs. Selbst morgens. Hier ein kleines Mädchen in rosa Kleid und farblich recht passenden Lackschuhe, da zwei derer Proleten weischt du?, und da drei sich anregend unterhaltende (in türkisch, klar), schwarze, laufende Schleier. Aber auch mal Deutsche auf der anderen Straßenseite, da ist das Reihenhaus auch schöner. oder zumindest noch. Allerdings fällt mir hier sofort auf, dass der Gartenzaun aus Stacheldraht besteht. immernoch oder schon wieder? Alles erscheint so surreal, fast unwirtlich. Als würden die Hunde die Herrchen ausführen. Auch sieht man rotgelatzte Arbeiter,sogar Deutsche, vorzugsweise mit Schnauzbart, der vibriert wenn sie "nen guden" wünschen und ganz-tolle-Menschen-sind-wir denken. Fröhlich gut gelaunt auf dem Weg vom persönlichen zum beruflichen schrottplatz. Einer musses ja machen. Aber wieso sind das immer dieselben? oder sehn die nur alle gleich aus? Auch das weiß ich nicht. zu viele unbeantwortete Fragen, zu viele noch unausgeräumte Einrichtungsgegenstände und zu viele nicht mit schlafen verbrachte Stunden machen mir zu schaffen, fast wäre ich eingeschlafen. aber wir sind ja schon da und wollen anfangen, auch wenn der Regen das schon getan hat. Ich öffne die Tür des Transporters und hüpfe hinaus. Ne pfütze. Na das geht ja gut los.

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