Samstag, 24. März 2007

Her mit den Kohlen!!!

Ich komme am Dining-Down an. Seltsame Kneipe in einem seltsamen Keller, von außen wirkt sie auf mich nicht besonders einladend ("von außen wirkt sie auf mich nicht besonders einladend" ist ein Nebensatz den ich mir unbedingt aufgrund mannigfaltiger Verwendungsmöglichkeiten merken muss.) Und heute ist das Dining Down Austragungsort eines Pokerturniers. Ja, Poker, das epidemieartig ganze Landstriche verwüstet. Ständig nur gecheckt, gecallt oder gefoldet. früher wurde wenigstens noch vercheckt, bezahlt und vergoldet. aber das is ja och vorbei.
interessant ist übrigens auch, wie sich ein wort wie das englische "fold" (passen, aussteigen) rasant, doch auf leisen sohlen in den deutschen sprachgebrauch eingenisstet hat. Zur veranschaulichung hilft vielleicht: ich folde, du foldest oder auch im perfekt: er hat gefoldet. Im präteritum dann wohl: ich foldete. Blödsinn. Ich sinniere noch ein wenig über den Namen des Lokals, nehme noch ein paar Züge des Joint und schütttele den Kopf.
Dining Down. wasn blöder Name. naja. ich bin smoking high.
Dann öffne ich die Tür und steige/falle die äußerst steile Treppen herunter. Ich muss mich anmelden und die AGB's unterschreiben bevor ich an dem heutigen Pokertunier teilnehmen kann. ich lese sie mir natürlich aufmerksam durch. macht ja auch nen guter eindruck, denn lesen können hier bestimmt nich alle. Ich trage mich also in die Liste ein, zahle zehn euro startgebühr und betrete die "Wettkampfhalle". Ein Gemäuer, vielleicht ein alter Weinkeller.
Es stinkt.
An diversen Tischen wird schon eifrig gezockt. Herum stehen Besserwisser, Gar-Nichts-Wisser (so wie ich) oder Pokerschlampen, der heimliche Hauptpreis, zumindest falls der Sieger wirklich so niveaulos sein sollte. Niveaulose gibts hier freilich viele, aber die wirken auch nicht mal mit der größten Portion Glück so, als dass sie hier als Sieger die steilen Treppen emporklettern könnten. Um teilzunehmen muss ich bei einem Brillenträger ein Kärtchen ziehen. Ich tue es. Tisch 3 Platz 9 steht darauf.
Aha.
Un nu?
Un nu warte ich bis Tisch 3 und mein Platz 9 frei wird. Eine halbe Stunde vergeht, dann geht das Spiel dort ziemlich Aufsehen erregend zu Ende und Spieler und Croupier verlassen das Spielfeld. Ich setze mich auf einen recht bequemen Holzstuhl, an das eine Kopfende des ovalen Tisches (viele leute die aus dieser Region stammen würden es ja Tich aussprechen. nur mal so nebenbei bemerkt.). Nun dauert es natürlich bis sich jeder feine Herr zum Tisch begibt, so dass das Spiel erst mit Verzug beginnen kann. Minuten vergehen, doch immernoch bleibt ein Platz frei. Der Platz neben mir. Platz 8.
Der Dealer kann nicht mehr länger warten (das können die nie) und eröffnet das Spiel ohne den fehlenden Konkurenten von mir und den anderen acht Spielern. Er entscheidet dass der Grundeinsatz des zu Fehlenden immer gesetzt wird und so bald er auftaucht, steigt er mit ein. Mir egal. ich stütze mich mit den Ellenbogen auf den schwarzen Lederpolstern die den Tisch (Tich) begrenzen ab und warte darauf, dass das Spiel beginnt.
Es passiert.
Zehn Minuten vergehen und der erste ist ausgeschieden.
Nach einer dreiviertel Stunde (also 45 minuten später) (idioten!) folgt der zweite.
der Dritte lässt nicht lange auf sich warten.
Dann urplötzlich ist Platz 8 besetzt. feindlich. Ein Mann mittleren Alters (das ist übrigens die beste umschreibung überhaupt. sehr präzise.), ausländischer herkunft und nicht allein. Er ist nie allein. nur nachts. Sonst zieht er immer eine Reihe dümmlich glotzender, großgewachsener und bisher nicht besonders alt gewordener typen hinter sich her. Ein Schwarm. Einer sieht aus wie der andere heißt. Die hälfte davon vermutlich türkisch-stämmige Einwanderer, die anderen verhalten sich zumindest wie Klischees eines solchen. Doch die kümmern mich nicht. Ich sitze da mit ihrem Boss. Ihn gilt es zu besiegen. Ich bekomme meine Karten.
Karo 4 und Karo 5.
Wir setzen, besser: putten unser Bet, bis die ersten drei der insgesamt fünf aufzudeckenden Karten auf dem Tisch liegen. Wer unter Zuhilfenahme der Zwei die man auf der Hand hat, die höchstens fünf Karten oder die höchste Kombination von 5 bestimmten Karten bildet, gewinnt. Noch drei Spieler sind im Spiel. Ich betrachte die vom Croupier aufgedeckten Karten. Karo 3,Karo 7, Pik Dame. bis jetzt ein ziemlich schlechtes Blatt aber mit guten Chancen auf eine Straße (fünf zusammenhängende Karten beliebiger Farbe, fehlen würde eine 6) oder gar einen Flush (fünf Karten der selben Farbe, fehlen würde eine Karokarte). Spieler 1, der die ganze Zeit eine Sonnenbrille trägt, steigt aus. Gangsterboss Spieler 8 neben mir erhöht auf 200. Eine schöne Stange Geld. Und er hat mehr davon. ich komme vielleicht auf ca. 700. Ach egal, denk ich. Ich setze alles.
All-In.
Zwei Karten werden noch aufgedeckt. Und wir können nicht mehr wetten weil ich schon alles verwettet habe.
und er geht mit.
deckt seine Karten auf.
ein bubenpärchen.
Kreuz und herz.
Er ist besser als ich.
aber vielleicht passiert ja noch was mit den anderen Karten.
die erste wird umgedreht.
es ist eine kreuz 6.
damit ist meine Straße schon prefekt und er kann mich nun nicht mehr übertrumpfen.
ich lächle.
die fünfte, eigentlich jetzt irrelevante Karte, ist eine Karo 6. und das bedeutet, ich habe sogar eine Straße in der selben farbe. ein Straight Flush, das zweithöchste Blatt. Dieses kommt recht selten vor und deshalb verspricht mir der Croupier ein Freigetränk und eine dieser goldenen Münzen, die überwiegend dazu benutzt werden um die eigenen zwei Karten zu beschweren und sie fest auf dem roten Filz, der die Oberfläche des Tisches bildet, zu verankern. Schwachsinn. Aber solangs nix kostet. Is ja wie beim Fernsehen, schwachsinn ohne die GEZ zu bezahlen.
Ich streiche meinen Gewinn ein und freue mich. Werde aber zu übermütig und 30 minuten später bin ich pleite. fünfter. "hätt ja besser laufen können, du hast gut gespielt, aber hast zu wenig gefoldet" sagt ein knochiger, arbeitslos und alkoholfest wirkender mann mittleren Alters. Ich folde auf jeden Fall wenn es um eine Bermerkung dazu geht, hol mir mein Freigetränk (Bier!!!), trinke es aus, betrachte meine Münze und danach eine junge Blondine. Von außen wirkt sie nicht besonders einladend. Aber auch das ist egal, ich bin betrunken und hab geld beim pokern verzockt, folden kann ich später immer noch.

Mittwoch, 21. März 2007

Gähn!

Die tage fließen ineinander über, Grenzen verblassen, is ja auch meist dunkel dann. Und seit meine Uhr kaputt ist, weiß ich nicht mehr welches datum wir haben und das zeitgefühl kommt mir auch langsam abhanden. und schuld daran ist eigentlich, sind eigentlich, ach was, bin eigentlich ich. chronisch illiquid, akut auch. ich brauch schon wieder geld und ne beschäftigung. hat man geld, hat man mit geldausgeben auch ne beschäftigung. das hängt ja alles irgendwo zusammen. so wie nord- und südkorea. aber da ich ja optimist bin und mich wirklich erst dann aufhänge wenn alle stricke reissen, wird mir schon was einfallen, um mich besser beschäftigen zu können.
oder?
hmmm vielleicht krieg ich es ja hin, beim auf-die-tastatur-hämmern die däumchen zu drehen. oder ich versuche drei rosa pudel auf meiner nasenspitze zu balancieren. andernfalls könnte ich mich auch darin üben mir die zeit besser zu vertreiben, dann wär das problem gleich gelöst. das wiederum ist mir aber zu anstrengend.
es wird ehrlich an der zeit, dass das neue semester wieder los geht, damit ich mich den ganzen tag über blöde belanglosigkeit,komische kommiltito(n)nen, dämliche dozenten,scheiße stoffe, behäbige busfahrer, auffallende augen, klopfende kopfschmerzen, müde menschen und verstopfte gedankengänge aufregen kann. sonst macht das doch alles gar keinen spaß und gehört bei mir ja auch zum stoffwechsel. aber so weit ist es noch nicht. wo krieg ich um die zeit bloß drei rosa pudel her?

Montag, 19. März 2007

Hundstage

Ein Hund läuft einsam die straße entlang, bleibt kurz an einer Mülltonne stehen, schnüffelt und setzt seinen Weg dann hechelnd und rennend fort. es ist relativ zeitig, um nicht zu sagen früh. der frühling der kürzlich einzug zu halten versuchte, nimmt schon wieder "aprileskere" Züge an und kann sich nicht recht entscheiden was und wie er nun ist, dieser Transvestit unter den Jahreszeiten. Ich für meinen Teil weiß ganz genau wie ich bin. nämlich unausgeschlafen. es fällt mir schwer meine Augen aufzuhalten, dabei gibt es so viel zu sehen. Aber hier eh nicht, also schließe ich die Augen wieder ein ganzes Stück, nur an Straßen ist das fatal. Aber auch Straßen haben ein Ende, nur meistens ist das eine andere Straße, deckungsleich mit der vorangegangenen.
und eigentlich weiß ich heute überhaupt nicht was ich erzählen soll. dass ich mich langweile vielleicht? dass ich fühle wie eine scheibe brot? und eine scheibe brot fühlt gewiss nicht viel. oder dass früh um acht uhr unterwegs zu sein, seltener in meinem täglichen dasein vorkommt als guten sex zu haben? schuld an beidem hat meiner meinung nach sowieso das Studentenleben,aber ist ja auch egal. macht ja auch irgendwie spaß. zumindest wenn man wirklich was sinnvolles zu tun hat.
ich laufe einsam die straße entlang, bleibe kurz an einer Bäckerei stehen, schnuppere und setze dann meinen Weg müde und stolpernd fort.

Dienstag, 13. März 2007

Unverhofft kommt doch ab und an mal

Ich schalte meinen Rechner an, zum vierten Mal heute. drei mal habe ich heut auch schon nachgeschaut, ob sich mein kontostand immer noch bei 0,51 Euro befindet. und jetzt das vierte mal, man rechnet dann ja schon mit nix mehr, aber urplötzlich waren vor dem komma drei zahlen mehr. sensation, zum ersten mal seit wochenhabe ich wieder geld. geld zu meiner freien verfügung. gekld zum ausgeben. ich schaue weg, wieder hin und vergewissere mich, dass da keine luftspiegelung oder optische Täuschung ihr sauberes Werk verrichtet hat. es ist immer noch da. glückshormone durchziehen meinen körper. als hätte ich acht tafeln schokolade und sieben frauen auf einmal vernascht. ich drehe "soul kitchen" von den doors lautstark auf, tanze nackt in der wohnung umher, singe, nein gröhle zusammen mit jim um die wette, und freu mich riesig. heut früh hab ich mich noch gefühlt wie die irak-geiseln und jetzt wie iggy pop. nur nich so verstrahlt, aber das kommt noch. jetzt geh ich bier kaufen!

Well, your fingers weave quick minarets
Speak in secret alphabets
I light another cigarette
Learn to forget, learn to forget
Learn to forget, learn to forget

Montag, 12. März 2007

Wasn das? Frühling?

Ich sitze im Zug, auf meinem Schoß liegt meine Jacke, darauf meine Hand, in dieser ein maschinell halb ausgefüllter Überweisungschein, auf diesem befinden sich die drei Buchstaben EUR und daneben eine große 40 . Schwarzfahren lohnt nicht. naja. scheiß drauf, jetzt lasse ich mir den Fahrtwind ums Ohr wedeln, die Jacke aus und jedermann durch Grinsen an meiner guten Laune teilhaben. selbst der jungen, kurzhaarigen Frau die mir die Überweisung boshaft und debil grinsend in die Hand drückte, schliefen potzblitzlich die Gesichtzüge ein, als sie mich lächeln sah. Haha. Wieso? bin wieder DA, War ja nur kurz ABhanden, uuuuuuuuuund es ist auch Frühling. Endlich. Es wurde auch an der Zeit. Strahlend blauer Himmel, gefühlte 70 Grad im eigenen Schatten. Auf diese Art Darmstadt zu betrachten, hatte ich bisher keine Gelegenheit, und auch wenn meine finger jetzt nur widerwillig über die Tastatur schleichen, muss ich sagen, diese trostlose Stadt sieht ja manchmal gar nicht sooo schlecht aus. für ihre verhältnisse. ach ja verhältnisse kommt ja von verhalten. die einheimischen verhalten sich auch anders als sonst. jeder dritte hat eine sonnenbrille auf. das gute daran: man sieht sie dadurch nicht grimmig gucken, obwohl sie das bestimmt immernoch tun.
mir aber egal. ich laufe an kaffeetrinkenden, auf Rattanstühlen im freien sitzenden und vorallem labernden menschen vorbei und pfei mir ein Lied. Irgendwas von James Last glaub ich, tolle Melodie. und die Sonne! Oh, baby, wie hab ich dich vermisst in den letzten Wochen?!?! Stundenlang könnte ich so rumlaufen, die Sonne im gesicht und eine leichte Brise, die den eigenartigen Darmstäder-Geruch an meinen Ohren vorbei sausen lässt. (eigentlich versuche ich ja sonst die Worte Darm und Geruch in einem Satz zu vermeiden, aber hier kann ich ja wohl ne Ausnahme machen.) Ich hab Bock auf Bier (Bockbier?!?) und kurze Hosen. Beides ist relativ einfach zu beschaffen. Wird gemacht. Und dann mit Kamera, Kumpels, Klampfe und Kippe zum Knipsen, Klöhnen, Klampfen. Freudige Schnipseljagd in verwirrten Köpfen. Ein Mann mit rotem Haar, zwei Brüsten und ebenso vielen Hunden, führt alle vier mal wieder aus. Es gibt sogar nen Springbrunnen, da fehlts Wasser. naja. die Rosen sind schon abgehäufelt, machen aber noch keine Anstalten zu wachsen. Trotzdem toll hier den Frühling kommen zu sehen. Die Platanen und Bäume sind auch noch alle kahl und ich lauf den ganzen Tag schon nur im T-Shirt rum. Herrlich - Wer öfter wegfährt, kann öfter wiederkommen. Man freut sich ja doch irgendwie. Selbst mit so ner Scheiß-Überweisung in der Tasche.

Dienstag, 6. März 2007

Sweet Home Alabama

Jetzt hab ichs ja mal wieder schleifen lassen. hmmm. verständlich bei dem Stress in letzter Zeit. Der Urlaub war stressig. ja so etwas gibt es. Heimaturlaub hat im Speziellen oft die Angewohnheit stressig zu sein. Gründe dafür liegen auf der Hand, auch wenn meine vor lauter Anstrengung meist geballt ist: Zum Beispiel die Entfremdung. Die ganze Welt besteht aus unzähligen Mikrokosmen, deshalb sind wir auch alle immer so verwirrt, manche davon sind untereinander verknüpft, manche nicht, man leicht erreichbar, manche schwer, doch egal in welchem man sich gerade aufhält, so geht die Show in den anderen stets über die Bühne. Schade,man hat zwar für alle eintritt bezahlt, aber verpasst so viel. Ich merkte es kürzlich erst. Kürzlich bedeutet vor Kurzem. Und vor kurzem hieß es koffer packen und rapide der aufgehenden Sonne entgegenbrausen. Lieber Reich ins Heim, als heim ins Reich. Also rein in den, wie immer viel zu unbequemen, ICE. Bin ich eigentlich der einzige der diese Züge scheiße findet? es geht zwar rasant und immer wieder kommt eine dicke Bahnbeamte und bietet wässrigen Kaffee zu überteuerten Preisen feil (dafür aber am Platz, wenn schon denn schon) im Gegenzug (ziemlich geiles Wortspiel oder?) sitzt man, was ohne Reservierung schon schwierig ist, ziemlich unbequem auf harten, knapp gepolsterten Plastiksitzen, aeroplanal und strombosefördernd zwischen Hinz und Kunz. Ich glaub deswegen is der auch so schnell. schnell in Weimar. knapp 3 Stunden hat der weiße blitz dafür gebraucht. Aber dann raus in die kalte Kulturstadt, die mein kaltes Herz beherbergt. Ich kann es mir bei keinem meiener Besuche nehmen lassen, zuallererst durch die Stadt zu flanieren (flanieren gehört zu den dümmsten Wörtern des Schatzes). Vorbei an alten Häusern, oder deren Fassade, die ganze Stadt kommt mir heut vor wie aus Pappmaché, und dann die ersten Anzeichen für Veränderung: einer neuer Zaun, ein Gerüst um dieses ehrenwerte Haus, ach der kleine süße Laden da hat zu gemacht. Scheiße. Dann trifft man die ersten Leute, erst jemanden den man nur flüchtig kennt, tauscht hirnrissige Phrasen aus (na? und? wie? naja muss. was machstn so? ahja? schon lange? echt? naja? okay. ach ich? naja nich so aufregend. du ich muss weiter! ja, du auch! tschau!) und will einfach nur weitergehen. Ich laufe noch ein wenig durch die Stadt, bis mir die Kälte zu schaffen macht. Dann gehts zu alten Freunden. Beklemmung. Ein wenig. Dann lockert sich das, aber man wird allen doch ein wenig fremd und fühlt sich nicht immer wohl. Das geht allen beteiligten so. Spaß macht es trotzdem, auch wenn die Unbekümmertheit und Nähe von einst fehlt. bedenke, dies ist nur ein stop. es geht jetzt in einem anderen Mikrokosmos weiter, auch wenns hart ist. Also weiter nach osten. In die "richtige" heimat, deren öde und abgeschiedenheit wirklich den Begriff Mikrokosmos verdient und mich bereits nach wenigen Minuten langweilt. Ein kleiner Ort irgendwo im niemansland zwischen ostdeustcher Tradition und traditionellem Ostdeutsch. Wie auffallend undeutlich und hochdeutschfern hier alle reden, peinlich nahezu. auch wenn dieser Akzent mir selbst nachhängt wie das Register eines Buches. Aber was willste machen? Born to be wild, oder? Laufend begebe ich mich nach Hause, oder das was einmal diesen Namen trug. Was issn hier los, wundere ich mich? Alles sieht genauso aus wie immer. Aber alles ist anders. Wer ist dieser dicke, penetrante, vorlaute, grunzende Mensch, der meiner Mutter um den imaginären Bart geht?
Ach dein neuer Freund, mutti? Ahja, das ist aber schön. Ach ihr kennt euch erst zwei monate? na das ist doch kein Problem. zieht ruhig zusammen, is normal so.
Nur Bekloppte. Ich geh auf die Terrasse und rauche eine, werfe eine kurzen Blick in unser kleines Badezimmerfenster und was muss ich sehen. dieser Typ steht einfach da und pisst. er steht!!!! seitdem ich mein bad selbst putzen muss, würd ich mir sowas niemals irgendwo wagen. na gut im Dixie vielleicht. aber das ist die höhe und kommt mir natürlich äußerst gelegen - ich stelle ihn zur Rede. Doch meine Mutter unterbricht mich barsch und nimmt ihn in schutz, er lächelt. Wichser. Kurz nach diesem Schock, bin ich erstaunt, wieso mein Hund nicht wie sonst freudig jaulend um mich herumspringt und nach Streicheleinheiten seines geliebten Herrchens lechzt. Er sei krank, erzählt mir meine, ein bisschen verwirrter als beim letzten Mal wirkende, Großmutter. Krebs sagen die Ärzte und er habe seit 4 Tagen nichts mehr gegessen. Traurig liegt er da und blickt mit trüben, rotumränderten Augen auf seinen Herren. nicht mal gebellt hat er. Seine mächtige Rute zuckt ein wenig, kann die Kraft zum Wedeln aber nicht aufbringen, ich lese ihm etwas vor, spiel ihm sogar etwas auf der Gitarre vor (wenn Kühe durch Mozart mehr Milch geben....), doch nichts hilft wirklich. There's not even a placebo for this dog (muss ich mir für nen songtext merken). Und so sitz man "zuhause" und fühlt sich leer, hat nichts zu tun, und mir wird schnell klar, lange hält mich hier nichts. Die Kumpels besucht, das kann man machen, da erfährt man mal wenigstens ein wenig positives. Dachte ich. aber auch da siehts nich rosig aus, arbeitslos, ehrenlos beim Bund entlassen, Freundin verloren, Krankheiten, den gehts auch allen scheiße. 1 Tag vergeht, 2 Tage auch, am dritten gehts allen mies und am vierten entscheide wir darauf den Hund einzuschläfern. hilft ja alles nichts. bevor er sich weiter quält, da hat er den ganzne Scheiß wenigstens hinter sich.
Er stirb ruhig atmend in meinen Armen und Tränen fließen mir über das Gesicht. So sehr ich auch versuche meine trauer zu verstecken, ein paar pressen sich doch durch meine Tränenkanäle. Das war zuviel. Ich muss hier endlich wieder weg, heute, kann mir das Haus ohne diesen Hund nicht vorstellen. auch wenns komisch klingt. na dafür hat meine Mutter etwas hundeähnliches angeschleppt, nur dass der norwalerweise nicht bellt oder sonst irgendetwas nützliches macht. scheinbar doch eher ne katze. ne ziemlich hässliche sogar.