Dienstag, 6. März 2007

Sweet Home Alabama

Jetzt hab ichs ja mal wieder schleifen lassen. hmmm. verständlich bei dem Stress in letzter Zeit. Der Urlaub war stressig. ja so etwas gibt es. Heimaturlaub hat im Speziellen oft die Angewohnheit stressig zu sein. Gründe dafür liegen auf der Hand, auch wenn meine vor lauter Anstrengung meist geballt ist: Zum Beispiel die Entfremdung. Die ganze Welt besteht aus unzähligen Mikrokosmen, deshalb sind wir auch alle immer so verwirrt, manche davon sind untereinander verknüpft, manche nicht, man leicht erreichbar, manche schwer, doch egal in welchem man sich gerade aufhält, so geht die Show in den anderen stets über die Bühne. Schade,man hat zwar für alle eintritt bezahlt, aber verpasst so viel. Ich merkte es kürzlich erst. Kürzlich bedeutet vor Kurzem. Und vor kurzem hieß es koffer packen und rapide der aufgehenden Sonne entgegenbrausen. Lieber Reich ins Heim, als heim ins Reich. Also rein in den, wie immer viel zu unbequemen, ICE. Bin ich eigentlich der einzige der diese Züge scheiße findet? es geht zwar rasant und immer wieder kommt eine dicke Bahnbeamte und bietet wässrigen Kaffee zu überteuerten Preisen feil (dafür aber am Platz, wenn schon denn schon) im Gegenzug (ziemlich geiles Wortspiel oder?) sitzt man, was ohne Reservierung schon schwierig ist, ziemlich unbequem auf harten, knapp gepolsterten Plastiksitzen, aeroplanal und strombosefördernd zwischen Hinz und Kunz. Ich glaub deswegen is der auch so schnell. schnell in Weimar. knapp 3 Stunden hat der weiße blitz dafür gebraucht. Aber dann raus in die kalte Kulturstadt, die mein kaltes Herz beherbergt. Ich kann es mir bei keinem meiener Besuche nehmen lassen, zuallererst durch die Stadt zu flanieren (flanieren gehört zu den dümmsten Wörtern des Schatzes). Vorbei an alten Häusern, oder deren Fassade, die ganze Stadt kommt mir heut vor wie aus Pappmaché, und dann die ersten Anzeichen für Veränderung: einer neuer Zaun, ein Gerüst um dieses ehrenwerte Haus, ach der kleine süße Laden da hat zu gemacht. Scheiße. Dann trifft man die ersten Leute, erst jemanden den man nur flüchtig kennt, tauscht hirnrissige Phrasen aus (na? und? wie? naja muss. was machstn so? ahja? schon lange? echt? naja? okay. ach ich? naja nich so aufregend. du ich muss weiter! ja, du auch! tschau!) und will einfach nur weitergehen. Ich laufe noch ein wenig durch die Stadt, bis mir die Kälte zu schaffen macht. Dann gehts zu alten Freunden. Beklemmung. Ein wenig. Dann lockert sich das, aber man wird allen doch ein wenig fremd und fühlt sich nicht immer wohl. Das geht allen beteiligten so. Spaß macht es trotzdem, auch wenn die Unbekümmertheit und Nähe von einst fehlt. bedenke, dies ist nur ein stop. es geht jetzt in einem anderen Mikrokosmos weiter, auch wenns hart ist. Also weiter nach osten. In die "richtige" heimat, deren öde und abgeschiedenheit wirklich den Begriff Mikrokosmos verdient und mich bereits nach wenigen Minuten langweilt. Ein kleiner Ort irgendwo im niemansland zwischen ostdeustcher Tradition und traditionellem Ostdeutsch. Wie auffallend undeutlich und hochdeutschfern hier alle reden, peinlich nahezu. auch wenn dieser Akzent mir selbst nachhängt wie das Register eines Buches. Aber was willste machen? Born to be wild, oder? Laufend begebe ich mich nach Hause, oder das was einmal diesen Namen trug. Was issn hier los, wundere ich mich? Alles sieht genauso aus wie immer. Aber alles ist anders. Wer ist dieser dicke, penetrante, vorlaute, grunzende Mensch, der meiner Mutter um den imaginären Bart geht?
Ach dein neuer Freund, mutti? Ahja, das ist aber schön. Ach ihr kennt euch erst zwei monate? na das ist doch kein Problem. zieht ruhig zusammen, is normal so.
Nur Bekloppte. Ich geh auf die Terrasse und rauche eine, werfe eine kurzen Blick in unser kleines Badezimmerfenster und was muss ich sehen. dieser Typ steht einfach da und pisst. er steht!!!! seitdem ich mein bad selbst putzen muss, würd ich mir sowas niemals irgendwo wagen. na gut im Dixie vielleicht. aber das ist die höhe und kommt mir natürlich äußerst gelegen - ich stelle ihn zur Rede. Doch meine Mutter unterbricht mich barsch und nimmt ihn in schutz, er lächelt. Wichser. Kurz nach diesem Schock, bin ich erstaunt, wieso mein Hund nicht wie sonst freudig jaulend um mich herumspringt und nach Streicheleinheiten seines geliebten Herrchens lechzt. Er sei krank, erzählt mir meine, ein bisschen verwirrter als beim letzten Mal wirkende, Großmutter. Krebs sagen die Ärzte und er habe seit 4 Tagen nichts mehr gegessen. Traurig liegt er da und blickt mit trüben, rotumränderten Augen auf seinen Herren. nicht mal gebellt hat er. Seine mächtige Rute zuckt ein wenig, kann die Kraft zum Wedeln aber nicht aufbringen, ich lese ihm etwas vor, spiel ihm sogar etwas auf der Gitarre vor (wenn Kühe durch Mozart mehr Milch geben....), doch nichts hilft wirklich. There's not even a placebo for this dog (muss ich mir für nen songtext merken). Und so sitz man "zuhause" und fühlt sich leer, hat nichts zu tun, und mir wird schnell klar, lange hält mich hier nichts. Die Kumpels besucht, das kann man machen, da erfährt man mal wenigstens ein wenig positives. Dachte ich. aber auch da siehts nich rosig aus, arbeitslos, ehrenlos beim Bund entlassen, Freundin verloren, Krankheiten, den gehts auch allen scheiße. 1 Tag vergeht, 2 Tage auch, am dritten gehts allen mies und am vierten entscheide wir darauf den Hund einzuschläfern. hilft ja alles nichts. bevor er sich weiter quält, da hat er den ganzne Scheiß wenigstens hinter sich.
Er stirb ruhig atmend in meinen Armen und Tränen fließen mir über das Gesicht. So sehr ich auch versuche meine trauer zu verstecken, ein paar pressen sich doch durch meine Tränenkanäle. Das war zuviel. Ich muss hier endlich wieder weg, heute, kann mir das Haus ohne diesen Hund nicht vorstellen. auch wenns komisch klingt. na dafür hat meine Mutter etwas hundeähnliches angeschleppt, nur dass der norwalerweise nicht bellt oder sonst irgendetwas nützliches macht. scheinbar doch eher ne katze. ne ziemlich hässliche sogar.

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