Samstag, 27. Januar 2007

Bei Götz

Vor wenigen Tagen trug es sich zu, dass ich tatenlos zu Hause rumsaß, nicht Chemie lernte, obwohl es vonnöten gewesen wäre und meine Däumchen arythmisch drehte. Da erreichte mich die Meldung Götz Widmann, einer der genialsten deutschen Liedermacher, würde in zwei Stunden in der Batschkapp zu Frankfurt spielen. Keine Frage, da muss man hin. Also los! Meine Schuhe die bereits seit einer Woche vor Dreck nur so strotzten, mussten auch diesen Weg in diesem Zustand ertragen. Aber die haben ja keine Gefühle. Ähnlich wie Bäume (Fuck you, Greenpeace). (hab ich das jetzt wirklich geschrieben? .....uuuuppps.)
Eisiger Wind schlug mir ins Gesicht, als ich die Haustür durchschritt. Ich tat es dem Wind gleich, denn ich ließ die Hausschlüssel liegen. Ausgesperrt. Naja. Kommt man schon irgendwie wieder rein. Irgendwie. Keine Zeit dafür. Götz spielt. Und das mit Sicherheit auch ohne mich. Schnell. Sportlich wie ich immer schon tat, nahm ich die Beine in die Hand. Kam so aber nicht recht voran, ließ sie los und dann klappte es auch mit der Fortbewegung. In Bruchteilen von Minuten erreichte ich die zentrale Busundbahnhaltestelle Luisenplatz. Da war der Bus zum Bahnhof.
und da auch schon wieder weg. Ohne mich. Scheiße. Wenigstens noch Zeit sich ne Kippe zu drehen, dachte ich. doch es war zu kalt und meine Finger gehorchten mir nicht. So stand ich ölgötzengleich am Luisenplatz und das gelbe Licht der straßenlaternen spiegelte sich in meinen Augen. Ich sah es aber nicht und stütze mich deshalb hier auf Thesen und Spekulationen. Der nächste Bus schob sich über die Straße, ich stieg ein und am Bahnhof wieder aus. Keine Zeit keine Zeit. Weiße Kaninchen.
Die S3 auf Gleis 3 stand schon b3t(blöd oder?) und diesmal war mir Fortuna wohlgesonnener, ich erreichte die S-Bahn pünktlich, erhaschte sogar einen Platz.
Zugfahren ist was feines. Voller Stereotypen und Klischees. Auch hat man hier die Möglichkeit noch mehr Absteiger in die soziale Kreisklasse anzutreffen als auf dem Arbeitsamt. Nicht nur im Osten. Hart, aber herzlich gemeint.
Da! sieh! die obligatorische Bild-Zeitung! Entjungfert liegengelassen auf dem Boden einer schnöden S-Bahn von Darmstadt nach Frankfurt. Gehört sie da nicht hin Herr Diekmann? Sie selbst zweifellos unter irgendeine S-Bahn. Von mir aus auch auf einer anderen Strecke.
Frankfurt erreicht ich nicht gerade im Eiltempo wurde aber noch Zeuge wie ein junger Anhänger der Hiphopbewegung sich auch als Anhänger der Schwarzfahrbewegung entpuppte und zudem auch der Ichhabmeinenpersovergessenbewegung nicht abgeneigt war. Die armen, armen Schweine vom RMV. zu hart? Wieso? Hätte ich in der schule versagt, wäre ich vielleicht auch dort gelandet. Jetzt aber auf jeden Fall in Frankfurt. Am Main. Diesen zusatz bitte nie vergessen, denn selbst die RMV-Website-schnell-suche schlägt bei der Eingabe des Kürzels ff Frankfurt an der Oder als Reiseziel vor. Seltsam, aber nicht mein Bier. Am Veranstaltungsort angekommen, erstand ich noch eine karte und betrat die zum Bersten gefüllte Halle noch vor zwei Leuten der Sorte "Ich muss auf der Liste stehen" gepaart mit "aber: auf der vom götz!". Angewidert erwidert der Kartenabreißbeauftragte dann meist "ei da müsse mer erstmal gugge!" aber das bekam ich schon nicht mehr mit, bewusst und gewollt, denn ich wurde durchgewunken. Gott sei Dank. Ein junger Gitarrist, die Einmannvorgruppe, saß schon auf der Bühne und trällerte etwas von liebe und "lass uns doch zusammen sein". Es klang schräg und der Text so als ob ein Dreijähriger eine B-Seite von Robbie Williams übersetzt hätte. Das mag der Grund sein warum sich die Leute lauter unterhielten als der Sänger zu singen versuchte und ich seinen Namen bereits wieder erfolgreich aus meinem Mind eraste. Anglizismen sind ja ein Must heutzutage!
Die endlose Schlange die sich an der Bar förmlich häutete schreckte mich nicht ab mich an ihr Ende zu stellen, der Preis für eine 0,4 l Gerstenkaltschale schon.3,50 Euro. Beinahe die hälfte vom Eintritt. Und Pfand natürlich auch.
is ja klar.
Aber man gönnt usw.
blablabla.
ja du auch hier.
toll.
Heiko, hier das Bier!
Widerlicher Smalltalk und Geaffe vor dem Hauptevent gehört ja immer dazu. Ich kam endlich an die reihe, an das Bier und an das Ende des guten Geschmacks als ich daran nippte. Zu meiner Überraschung wurde das Bier in einfachen Plastikbechern ausgeschenkt und nicht etwa in Krügen aus massiven Gold, was zumindest den horrenden Pfand rechtfertigen würde. Mit vollem Bier gings nach vorne zur Bühne. An dem Punkt an dem man nicht mehr weiter kommt, hat sich die Menge des Bieres traditionell durch die Menge der Menschen, multipliziert mit anrempeln, drängeln und diverse vergleichbaren motorische Unarten, auf die Hälfte dezimiert. Dann gings endlich los und wie. Götz Widmann legte gleich mit Klassikern los und auch ich ließ mich ab und an dazu mitreissen lauthals mitzusingen. Sein neues Album wirkte zwar als Sinnbild dafür, dass keiner gefeit vor dem Älterwerden und dem Ticken der biologischen Uhr ist. Aber wer war hier schon wegen des neuen Albums? Keiner und so wurde es fragmentarisch ignoriert und "Eduard" "Hank" oder "Politiker beim Ficken" gebrüllt. Wie ist eigentlich der Ausdruck dafür wenn man lallt und schreit? schrallen? Jeder, der mir eine passable Antwort zukommen lässt gewinnt ein Wireless-Lan-Kabel. Einsendeschluß ist wie immer der nächste Samstag. und der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Eine stunde, eine Pause, eine Stunde und geschätzte acht zugaben später wurde dann auch das Publikum ausgeschlossen. Vorbei. Eigentlich wars ja ganz okay, aber nun an der Zeit nen Schlüsseldienst aufzutreiben. Ach.

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